Geschichte der Kirche

Die Deutschordenskirche gehört zu einem früher ausgedehnteren Gebäudekomplex am südlichen Ufer des wichtigen Mainübergangs. Ursprünglich hatte Kuno von Münzenberg dort vor 1193 ein Spital gegründet und reich ausgestattet. Der Deutsche Orden ließ sich 1221 das Haus in Sachsenhausen mit Hospital, Kirche und allem Zubehör übereignen. Treibende Kraft war der damalige Hochmeister Hermann von Salza, Freund und enger Berater des Kaisers Friedrich II. Dank der günstigen Lage, dank auch reicher Stiftungen und kaiserlichen Wohlwollens entwickelte sich dort eine der bedeutendsten Kommenden auf Reichsgebiet.

Die Vorgängerin der heutigen Kirche, wohl ein romanischer Steinbau, wurde immer ecclesia, nie capella genannt. Sie dürfte somit von angemessener Größe gewesen sein. Der Neubau der Kirche fällt in die Anfangsjahre des 14. Jh. Erzbischof Peter von Mainz hat das wegen seiner damaligen Schönheit ornatissimum templum Theutonicorum genannte Gebäude 1309 eingeweiht. Es folgten glanzvolle Jahre. Kaiser Ludwig der Bayer richtete 1324 von der Deutschordenskirche aus die Sachsenhäuser Appellation an den Papst in Avignon. Im weiteren Verlauf des Streits mit dem Papsttum verkündete Ludwig 1338 von der Kommende aus das von dem in Frankfurt tagenden Reichstag beschlossene Reichsgesetz Licet juris. Für den Deutschen Orden entwickelte sich die Kommende im 14. und 15. Jh. zum regelmäßigen Ort der Generalkapitel deutschen Gebiets. Für die Lebendigkeit spirituellen Lebens spricht die dort am Anfang des 15. Jh. entstandene Schrift, die unter dem Titel Theologia Teutsch in die Geschichte der Mystik eingegangen ist, dafür spricht auch die Gründung der für den Niederadel bestimmten Sebastians-Bruderschaft durch den Komtur Walther von Cronberg im Jahre 1517.

Pfarrlich war Sachsenhausen vor der Reformation der Frankfurter Hauptkirche St. Bartholomäus unterstellt. Seit 1452 hatte dort die Spitalkirche Dreikönig als Filiale der Hauptkirche gewisse Seelsorgsfunktionen ausgeübt. Seit der Reformation war die Kommende eine der wenigen katholischen Inseln im lutherischen Frankfurt. Dreikönig war evangelisch, und die wenigen Katholiken in Sachsenhausen wurden wieder ganz von St. Bartholomäus betreut. Das führte zu Problemen, etwa bei Versehgängen, da nachts das Brückentor geschlossen war, oder bei Beerdigungen auf dem Deutschordensfriedhof, da es verboten war, Tote über den Main zu tragen. Es lag nahe, Geistliche von Deutschorden um Hilfe zu bitten. Da St. Bartholomäus konsequent auf seinen Parochialrechten bestand und die Seelsorge der Kommende nur auf deren Bewohner beschränkt sehen wollte, kam es über die pfarrlichen Akte in Sachsenhausen immer wieder zu Konflikten. Doch blieb Deutschorden nicht untätig. So diente der Seelsorge die 1699 errichtete, an alle Christen sich wendende Todesangst- Christi-Bruderschaft, deren Kreuzaltar Papst Benedikt XII. einen Ablass verlieh. Mergentheim stiftete der Kirche 1779 eine Kreuzreliquie. Innerhalb des Ordens Freilich nahm die Bedeutung der Kommende ab; ihr Konvent löste sich im 16. Jh. auf. Sachsenhausen wurde zum Außenamt des sich in Mergentheim entwickelnden Meistertums. Wichtig war es noch als standesgemäßes Quartier für Ordenspersönlichkeiten mit großem Gefolge, etwa bei Krönungsfeierlichkeiten. Nachdem das Amt des Hoch- und Deutschmeisters in die Hände des Hochadels gelangt und fürstliche Repräsentation gefordert war, ließ Hochmeister Franz-Ludwig von Pfalz-Neuburg 1709 das alte Ordenshaus abreißen und jenes Gebäude errichten, dessen Fassade heute noch das Bild der Kommende bestimmt. Sein Amtsnachfolger Clemens August von Bayern barockisierte von 1748 bis 1750 die alte gotische Kirche.

Wiederholt wurde die Kommende bei Kriegsereignissen in Mitleidenschaft gezogen: bei der Belagerung Sachsenhausens 1552 diente die Kirche als Magazin. Zwischen 1631 und 1635 wurde sie während der Besetzung Frankfurts durch die Schweden profaniert. Im Siebenjährigen Krieg war das Deutsche Haus zeitweise Lazarett. Während der Revolutionskriege entwendeten 1796 französische Soldaten das wertvolle Altargemälde von Giovanni Battista Piazetta. Infolge der Rheinischen Bundesakte vom 12. Juni 1806 fiel die Kommende Sachsenhausen an den neuen Souverän von Frankfurt, Fürstprimas Karl von Dalberg, der nach der Auflösung des Deutschen Ordens in den Rheinbundstaaten am 24. April 1809 darüber verfügte, wichtige Teile verkaufte, das Hospital auflöste, die Gottesdienste einstellte und die Ordensgeistlichen pensionierte. Der Stadtpfarrer übernahm die Pfarrrechte. Im Hauptgebäude am Main richtete 1811 der inzwischen zum Großherzog avancierte Fürst seine Kriegs-Administration ein. Vom November 1813 bis August 1818 war die Deutschordenskirche profaniert, nachdem sie schon vorher zu einem Magazin umgewandelt worden war. Im Wiener Kongress wurde das, was von der ehemaligen Kommende verblieben war, dem Haus Habsburg zugesprochen, das diesen Besitz 1836 dem in habsburgischen Landen noch bestehenden Deutschen Orden als österreichisches Thronlehen weitergab. 1842 erwarb die Stadt die in ihren Grenzen liegenden Güter; dem Orden verblieb nur das Deutsche Haus mit Kirche. Es erhielt 1845 die Rechte eines gesandtschaftlichen Gebäudes. Seit 1818 übten Geistliche provisorisch die Seelsorge aus; ab 1836 amtierten an der Kirche wieder ein Pfarrverweser und ein Kaplan. Unter dem Titel eines Inspektors verwaltete der Pfarrverweser unter Aufsicht der Wiener Ordenskanzlei das Deutsche Haus. Es diente wiederholt als Kaserne, zeitweise auch als Unterkunft einer Malerkolonie; später wurden Räume für Vereinszwecke verwandt, andere vermietet.

Nachdem Frankfurt 1866 preußisch geworden war, sorgte man sich in Wien um die Zukunft der ehemaligen Kommende. 1881 verkaufte der Deutsche Orden sie an die Katholische Gemeinde Frankfurt. In den achtziger Jahren wurde die Deutschordenskirche restauriert. Sie erhielt im Innern ihre ursprüngliche Gestalt zurück und wurde mit gotischen Altären ausgestattet. 1889 wurde der Stadtteil Sachsenhausen zu einem selbstständigen Seelsorgsbezirk erhoben und 1917 in eine Kuratie umgewandelt. Am 1. April 1922 wurde von der Dompfarrei für Sachsenhausen die Pfarrei St. Bonifatius abgezweigt, mit Deutschorden als vorläufiger Pfarrkirche. Nach der Einweihung der neuen Bonifatiuskirche 1927 wurde der Seelsorgsbezirk Deutschorden abgetrennt und am 1. April 1931 zur Pfarrei erhoben.

Am 4. Oktober 1943 brannte das Deutsche Haus völlig aus; die Kirche erlitt schwere Schäden, die erst Ende der fünfziger Jahre einigermaßen beseitigt waren. Am 8. Oktober 1958 erwarb die Priesterprovinz des Deutschen Ordens die zerstörten Gebäude des Deutschen Hauses. Unter Erhaltung und Restaurierung der historischen Außenmauern und zweckmäßiger neuer Raumaufteilung im Innern wurde vom Deutschherrenbund der Gebäudekomplex auf dem 1961 in Erbpacht erworbenen Gelände neu errichtet und 1965 durch den Hochmeister geweiht. Auf Grund eines 1959 zwischen dem Bistum Limburg und der Priesterprovinz abgeschlossenen Seelsorgsvertrags wird seit 1963 die Pfarrgemeinde von einem Ordensgeistlichen geleitet. Das ehemalige Pfarrhaus wurde 1994 in ein Gemeindehaus umgewandelt. Im Amtshaus residierte bis 1998 der Prior der deutschen Brüderprovinz; heute befindet sich dort eine Niederlassung der deutschen Brüderprovinz, die auch den Gemeindepfarrer stellt. An der Deutschordenskirche Mariae Himmelfahrt haben Gemeinde und Orden in gleicher Weise teil.

Im Jahre 2014 wurden die Gemeinden in Frankfurt neu geordnet. In diesem Rahmen wurde die Pfarrei Deutschorden aufgehoben. Die Deutschordenskirche ist seither Kirchort in der neuen großen Dompfarrei St. Bartholomäus, welche die Innenstadt von Frankfurt umfasst. Das frühere Pfarrgebiet kam dagegen zur Nachbarpfarrei St. Bonifatius.